Wieso denn ideologisch?

Beitrag in der ZDF-Sendereihe „Filmforum”
Gesendet am 5.12.1972 um 23.00 Uhr
Wiederholung der Sendung auf 3sat

Die Vorgeschichte meiner ZDF-Sendung „Wieso denn ideologisch?“ begann an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. In einem Forschungsprojekt habe ich den renommierten Dokumentarfilm „Bergarbeiter im Hochland von Bolivien“ analysiert. Die Veröffentlichung meiner Forschungsergebnisse in einer Fachzeitschrift hatte so starke Resonanz, dass der Chefredakteur der ZDF-Filmredaktion darauf aufmerksam wurde. Er fragte mich, ob ich das Projekt in der ZDF-Sendereihe „Filmforum“ vorstellen könnte. Zur Darstellung der Forschungsergebnisse sollte ich eine neue Vermittlungsform fürs Fernsehen entwickeln. Für die gestalterische Umsetzung bekam ich von der ZDF-Redaktion freie Hand und eine großzügige Finanzierung.

… eine der überzeugendsten Arbeiten, die auf dem Gebiet der Filmanalyse bisher vorgelegt wurden. Wember ging aus von dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Bergarbeiter im Hochland von Bolivien”, ein scheinbar sachlicher Film. Die sehr sorgfältige, faire Analyse brachte zutage, dass der Film das Elend auf Distanz hält, spärliche Fortschritte in den Vordergrund stellt. Die Sendung überzeugte durch ihre didaktisch argumentierende, spannend die verschiedenen Schichten des Films aufschlüsselnde Methode. Ein unpathetisch kriminalistischer Fall von Zuschaueraufklärung …

Frankfurter Rundschau

… es war eine vorzüglich aufgebaute und gestaltete medienkritische Sendung. Wember hat darauf verzichtet, aus dem Resultat seiner Analyse raffinierte Manipulationen nachweisen zu wollen. Er attestierte den Autoren ehrliches Bemühen und versuchte, ihre unbewussten filmischen Fehlleistungen (auf dem Hintergrund der Freudschen Fehlleistung-Theorie) aus gesellschaftlichen Verdrängungsmechanismen zu erklären. Die Analyse und der Versuch einer möglichen Deutung haben überzeugt …

Neue Zürcher Zeitung

… Obwohl die Sendung im Nachtprogramm zu spätester Stunde ausgestrahlt wurde, hatte sie ein geradezu sensationell starkes und positives Echo… Das Ausmaß der Zuschauerpost fand das ZDF für den späten Sendetermin so einmalig, dass man die Sendung zu einer günstigeren Stunde wiederholen will …

Süddeutsche Zeitung

… noch akzeptabel, wenn auch nicht als Stein der Weisen, sondern als Argumentationshilfe. Bei einem reduzierten Anspruch könnte damit allerdings manches Bemerkenswerte empirisch abgesichert werden …

Frankfurter Allgemeine Zeitung

… auf eine derart profunde, stichhaltige, verblüffend einfache und überzeugende Art, die alle Erwartungen weit übertroffen hat. Der Autor hat hier zweifellos eine der besten Sendungen geliefert, die ich im Filmforum je gesehen habe …

Stuttgarter Zeitung

… Wembers Analyse filmischer Bausteine von Dokumentarfilmen und die Methode seiner Argumentation waren wichtig und überzeugend in erster Linie deswegen, weil der Autor über die Kritik hinaus zu einem konstruktiven und praktikablen Ansatz zur besseren Rezeption und Produktion von Informationssendungen fand. Deshalb haben wir ihn gebeten, die konstruktiven Elemente seiner Analyse und sein mediendidaktisches Konzept hier zu Diskussion zu stellen …

Süddeutsche Zeitung

… immerhin gab es Bernward Wembers Analyse „Wieso denn ideologisch?” (ZDF), die, ebenso kritisch wie beispielhaft selbstkritisch, den Generalnenner des Adolf-Grimme-Preises in hohem Maße trifft. Sie wurde dann auch als offenbar von der Jury meistdiskutierter Beitrag erwähnt. Wember ging leer aus, nur in der Wertung der Marler Gruppe, die hier wirklich als Korrektiv geamtet hat, figuriert er an erster Stelle …

Neue Zürcher Zeitung